Straßenbahn nach Weiterstadt

24.06.2020

Es wird höchste Zeit


Der Landkreis DADI und die Stadt Darmstadt hat­ten für Mitte Dezember 2019 zu einem Verkehrs­gipfel eingeladen. Eindeutiger Tenor im Ergebnis dieses Gipfeltreffens war, dass der Ausbau des regi­onalen Schienenverkehrs eine hohe Priorität haben muss. Die Aufnahmekapazität für den Busverkehr ist im Stadtgebiet Darmstadt erreicht. Während im Ostkreis aus formalen Gründen die finanzielle Förderung durch Bund und Land derzeit noch in Frage steht, kann Weiterstadt diese Bedingung erfüllen. Der volkswirtschaftliche Nutzen muss größer sein als die Kosten, der rechnerische Fak­tor somit größer als der Wert 1. Dies ist in einer Nutzenkostenuntersuchung (NKU) nachzuweisen.

Vor über 30 Jahren, bei den Kommunalwahlen 1989, war das Thema Straßenbahn eine Forde­rung der ALW. 2001 gab es dann die erste Studie, die einen positiven Nutzenkosten-Faktor für die­ses Projekt in Aussicht stellte. Dies wurde 2006 in einem Gutachten bestätigt. Auch die Machbar­keitsstudie 2019 belegte die Sinnhaftigkeit dieses Projektes zur dringend erforderlichen Mobilitäts­wende erneut und hat je nach Variante einen posi­tiven Nutzenfaktor von 1,27 ermiittelt.
Nach mehr als 30 Jahren ist es unverständlich, dass die SPD Weiterstadt immer noch meint, das Projekt würde überstürzt in Angriff genommen werden. Unverständlich ist auch das Kostenargu­ment bezüglich der Ertüchtigung der Hochtan­ner Brücke. Bereits 2010 ist die Deutsche Bahn AG auf die Stadt mit dem Hinweis zugekommen, dass diese Brücke im Zuge der ICE-Planung ersetzt werden muss. Hier ist zögerliches Handeln unan­gebracht, ganz im Gegenteil sind hier kostenmäßige Synergien mit den DB-Kosten zur ICE-Strecke zu sichern. Soll die DB zunächst eine Fuß-und Radwegbrücke neu bauen, die Weiterstadt später erneut durch eine kombinierte Tram- und Radge­weg-Brücke ersetzt? - Schilda ließe grüßen.

Planung und Bau einer Straßenbahnlinie müssen gründlich vorbereitet werden und benötigen in der bautechnischen Umsetzung Zeit. In den vergan­genen 30 Jahren, in denen in Weiterstadt disku­tiert wurde, sind im Umfeld von Darmstadt meh­rere Straßenbahnlinien ausgebaut worden: Nach Arheilgen-Nord und nach Alsbach-Süd. Überall dort gab es kritische Stimmen und Probleme, die gelöst werden mussten - und auch konnten! Die genannten Bahnverlängerungen haben jeweils mit individuellen Lösungsansätzen zum Erfolg geführt. Die Straßenbahn wurde in den genannten Ortstei­len erfolgreich angenommen. Wir in Weiterstadt müssen unser Straßenbahnprojekt gemeinsam mit DADINA angehen und für schwierige Situationen Lösungen finden. Daher ist es zu begrüßen, dass der Kreis Darmstadt-Dieburg, die Stadt Darmstadt und HEAGmobilo eine Planungsgesellschaft grün­den werden, die mit reichem Erfahrungsschatz die anspruchsvolle Streckenplanung realisieren kann.

Sicherlich ist dies ein kostenintensives Projekt. Es sind aber auch viele Schultern, die dies gemeinsam tragen können. Eine Verteilung für die in unserer Gemarkung anfallenden Kosten wird in weiteren Schritten mit Kreis und DADINA zu klären sein. Mit erheblichen Anteilen beteiligen sich Bund und Land mit bis zu 80 % der förderfähigen Kosten. Weitere Kostenträger, z.B. die Deutsche Bahn mit anteiligen Brückenkosten sind zu aktivieren.

Die Machbarkeitsstudie 2019 geht von einer Stra­ßenbahnverbindung von Braunshardt (Unterfüh­rung Forststraße) entlang der DB zum Bahnhof Weiterstadt, über Bahnhofstraße, Darmstädter Straße, nach ebener Kreuzung der B42 zur Hoch­tanner Brücke, über die Straße am Dornbusch (partiell über Strabag-Gelände) zur Ried- bzw. Riedbahn Straße und von dort auf Darmstädter Gemarkung Mainzer Straße, Waldkolonie zum Hauptbahnhof und Linienweiterführung in die Innenstadt aus. Das Linienende könnte dann z.B. am Böllenfalltor oder in einem anderen Stadtteil liegen. Diese Beschreibung ist nicht abschließend und wird sicherlich im anstehenden Planungspro­zess noch modifiziert werden.

Insgesamt investiert auch HEAGmobilo in Betriebsanlagen und neue Fahrzeuge, um den bereits hohen Fahrkomfort der modernen Stra­ßenbahnfahrzeuge weiter zu steigen. Im Zuge dieser ÖPNV-Planung werden auch die Buslinien angepasst. So sieht die Machbarkeitsstudie eine Stadtbuslinie vor, die die Verknüpfung zum Bahn­hof und zur Straßenbahn herstellt und ähnlich der heutigen WE-Linien die nördlichen Ortsteile mit dem Schulcampus verbindet und weiter bis in den Ortsteil Riedbahn durchgehend geführt wird.

Die neue Weiterstädter Straßenbahnlinie wird ein Meilenstein auf dem Weg zur Mobilitäts­wende sein. Die Machbarkeitsstudie kann auf der Internetseite der DADINA heruntergela­den werden: www.dadina.de/projekte/strassenbahn-weiterstadt

Bericht: Martin Möllmann