Es wird höchste Zeit
Vor über 30 Jahren, bei den Kommunalwahlen 1989, war das Thema Straßenbahn eine Forderung der ALW. 2001 gab es dann die erste Studie, die einen positiven Nutzenkosten-Faktor für dieses Projekt in Aussicht stellte. Dies wurde 2006 in einem Gutachten bestätigt. Auch die Machbarkeitsstudie 2019 belegte die Sinnhaftigkeit dieses Projektes zur dringend erforderlichen Mobilitätswende erneut und hat je nach Variante einen positiven Nutzenfaktor von 1,27 ermiittelt.
Nach mehr als 30 Jahren ist es unverständlich, dass die SPD Weiterstadt immer noch meint, das Projekt würde überstürzt in Angriff genommen werden. Unverständlich ist auch das Kostenargument bezüglich der Ertüchtigung der Hochtanner Brücke. Bereits 2010 ist die Deutsche Bahn AG auf die Stadt mit dem Hinweis zugekommen, dass diese Brücke im Zuge der ICE-Planung ersetzt werden muss. Hier ist zögerliches Handeln unangebracht, ganz im Gegenteil sind hier kostenmäßige Synergien mit den DB-Kosten zur ICE-Strecke zu sichern. Soll die DB zunächst eine Fuß-und Radwegbrücke neu bauen, die Weiterstadt später erneut durch eine kombinierte Tram- und Radgeweg-Brücke ersetzt? - Schilda ließe grüßen.
Planung und Bau einer Straßenbahnlinie müssen gründlich vorbereitet werden und benötigen in der bautechnischen Umsetzung Zeit. In den vergangenen 30 Jahren, in denen in Weiterstadt diskutiert wurde, sind im Umfeld von Darmstadt mehrere Straßenbahnlinien ausgebaut worden: Nach Arheilgen-Nord und nach Alsbach-Süd. Überall dort gab es kritische Stimmen und Probleme, die gelöst werden mussten - und auch konnten! Die genannten Bahnverlängerungen haben jeweils mit individuellen Lösungsansätzen zum Erfolg geführt. Die Straßenbahn wurde in den genannten Ortsteilen erfolgreich angenommen. Wir in Weiterstadt müssen unser Straßenbahnprojekt gemeinsam mit DADINA angehen und für schwierige Situationen Lösungen finden. Daher ist es zu begrüßen, dass der Kreis Darmstadt-Dieburg, die Stadt Darmstadt und HEAGmobilo eine Planungsgesellschaft gründen werden, die mit reichem Erfahrungsschatz die anspruchsvolle Streckenplanung realisieren kann.
Sicherlich ist dies ein kostenintensives Projekt. Es sind aber auch viele Schultern, die dies gemeinsam tragen können. Eine Verteilung für die in unserer Gemarkung anfallenden Kosten wird in weiteren Schritten mit Kreis und DADINA zu klären sein. Mit erheblichen Anteilen beteiligen sich Bund und Land mit bis zu 80 % der förderfähigen Kosten. Weitere Kostenträger, z.B. die Deutsche Bahn mit anteiligen Brückenkosten sind zu aktivieren.
Die Machbarkeitsstudie 2019 geht von einer Straßenbahnverbindung von Braunshardt (Unterführung Forststraße) entlang der DB zum Bahnhof Weiterstadt, über Bahnhofstraße, Darmstädter Straße, nach ebener Kreuzung der B42 zur Hochtanner Brücke, über die Straße am Dornbusch (partiell über Strabag-Gelände) zur Ried- bzw. Riedbahn Straße und von dort auf Darmstädter Gemarkung Mainzer Straße, Waldkolonie zum Hauptbahnhof und Linienweiterführung in die Innenstadt aus. Das Linienende könnte dann z.B. am Böllenfalltor oder in einem anderen Stadtteil liegen. Diese Beschreibung ist nicht abschließend und wird sicherlich im anstehenden Planungsprozess noch modifiziert werden.
Insgesamt investiert auch HEAGmobilo in Betriebsanlagen und neue Fahrzeuge, um den bereits hohen Fahrkomfort der modernen Straßenbahnfahrzeuge weiter zu steigen. Im Zuge dieser ÖPNV-Planung werden auch die Buslinien angepasst. So sieht die Machbarkeitsstudie eine Stadtbuslinie vor, die die Verknüpfung zum Bahnhof und zur Straßenbahn herstellt und ähnlich der heutigen WE-Linien die nördlichen Ortsteile mit dem Schulcampus verbindet und weiter bis in den Ortsteil Riedbahn durchgehend geführt wird.
Die neue Weiterstädter Straßenbahnlinie wird ein Meilenstein auf dem Weg zur Mobilitätswende sein. Die Machbarkeitsstudie kann auf der Internetseite der DADINA heruntergeladen werden: www.dadina.de/projekte/strassenbahn-weiterstadt
Bericht: Martin Möllmann