Abriss Carl-Ulrich-Schule mit Neubau zwischen Albrecht-Dürer-Schule und Kläranlage Weiterstadt ist keine Lösung

ALW-GRÜNE sehen den angedachten neuen Standort nicht nur aus pädagogischen Gründen sehr kritisch

Die Pläne des Landkreises Darmstadt-Dieburg, die Carl-Ulrich-Schule im Zentrum von Weiterstadt dem Erdboden gleich zu machen und stattdessen zwischen der Albrecht-Dürer-Schule und der Kläranlage Weiterstadt eine neue, bis zu 7-zügige Grundschule zu bauen, sehen wir kritisch. Mehrere Gründe lassen uns zu diesem Ergebnis kommen.

Grundschulkinder kommen aus Kitas in Weiterstadt, in denen sie es gewohnt waren, mit wenigen weiteren Gruppen zusammen zu agieren, zu spielen, sich zu entwickeln. Aus unserer Sicht brauchen Kinder in diesem Alter noch ein sehr hohes Maß an Identifikation und Orientierung. Sie benötigen das Gefühl von Sicherheit, welches an einer Schule mit etwa 600 Schülerinnen und Schülern doch stark in Frage zu stellen ist. Auch ist mit einem größeren Lärmpegel zu rechnen, der die pädagogische Arbeit für alle Beteiligten durchaus stark beeinträchtigen kann. Wir befürchten, dass gerade Kinder, die besonders unsere Unterstützung brauchen, die z.B. aus sozial schwierigen Familien kommen, die Sprachprobleme haben oder einfach besonders sensibel sind, sich in einer so großen Schule mit so vielen Schüler und Schülerinnen nicht mehr zurechtfinden. Ferner schränkt sich unter Umständen die Möglichkeit einer inklusiven Beschulung für Kinder mit Behinderungen stark ein. Der Förder- und Unterstützungsbedarf nimmt hier zu, sodass Ziele wie die Steigerung der Selbstständigkeit und die aktive Teilhabe nur langsam erreicht werden können.

Die neue Grundschule würde als Schulbezirk die gesamte Kerngemeinde Weiterstadt und den Stadtteil Riedbahn umfassen. Grundsätzlich sollten Kinder von Grundschulen ihre Schule zu Fuß erreichen können. Der Schulweg sollte daher nicht länger als 2 km sein. Die Kinder aus dem östlichen Teil von Weiterstadt hätten erheblich längere Fußwege zurückzulegen. Schulbus und „Elterntaxi“ würden hier zur Regel werden. Dies würde dem Ziel der Mobilitätswende ganz erheblich widersprechen. Denn bei Kindern der Grundschule lautet ja ein Grundsatz „Kurze Beine, kurze Wege“. Zudem würde die KFZ- Affinität bereits in der Grundschule unnötigerweise geprägt.

Bei zwei Schulstandorten wäre eine Unterteilung der Kernstadt Weiterstadt in zwei Schulbezirke erforderlich, für Weiterstadt neu, aber grundsätzlich eine ganz normale Situation, die es unproblematisch in vielen größeren Ortsteilen in Hessen gibt.

Die neue Grundschule soll nördlich zwischen Albrecht-Dürer-Schule und Kläranlage Weiterstadt errichtet werden. Dieser Bereich des zukünftigen Campus-Geländes ist verkehrlich für die zu erwartenden Schulbusse, „Eltern-Taxis“ und den Kraftverkehr des Schulpersonals nur schwer zu erreichen. Es müssten aufnahmefähige Straßen quer durch den Bereich gebaut bzw. hergerichtet werden. Dies würde die Albrecht-Dürer-Schule, einen Kindergarten und die vielfältigen Sporthallen und Sportgelände einschließlich der Verkehrswege beeinträchtigen. Näheres kann den gegenwärtigen, noch gar nicht abgeschlossenen Planungen zum städtischen Campus-Entwicklungskonzept entnommen werden. Erwähnenswert ist hier noch, dass die Bahnhofstraße in Weiterstadt je nach konkreter Planung neuen zusätzlichen Verkehr aufnehmen müsste. Bisher gibt ist keinen überzeugenden Ansatz für eine vernünftige Abwicklung des KFZ-Verkehrs, der durch diese neue Grundschule im Campusbereich entsteht.

Wir geben auch zu bedenken, dass in naher Zeit die Kläranlage Weiterstadt mit einer vierten Reinigungsstufe versehen werden soll.

Geruchsbelästigungen für die Schulkinder durch die nahe gelegene Kläranlage sind sicherlich nicht auszuschließen.

Nach Westen hin würde die Schule von einer Hochspannungsleitung tangiert.

Diese vorgenannten Punkte sprechen generell gegen diesen geplanten Schulstandort.

Die heutige Carl-Ulrich-Schule mit ihren zwei Schulgebäuden als Ensemble mit dem Bürgerzentrum, dem Medienschiff, dem Parkgelände des Alten Friedhofs und des Marktplatzes hat sicher auch eine identitätsstiftende Bedeutung für Weiterstadt. Wir sind der Meinung, eine solche Schule macht man nicht dem Erdboden gleich. Schauen wir nach Gräfenhausen. Dort wird richtigerweise und beispielhaft auf den Erhalt eines identitätsstiftenden Ortskerns geachtet. Dessen ungeachtet ist natürlich eine grundhafte Sanierung der Carl-Ulrich-Schule erforderlich, für weniger Kinder auch leistbar, wenn dann eine kleinere fünfte Grundschule In Weiterstadt Realität wird.

Das Argument des Landkreises, dies sei die billigste Lösung, können und wollen wir nicht mittragen. Wir wissen, Bildungsstätten kosten Geld, sind aber dringend nötig. Sich jedoch aus Kostengründen für einen ungünstigen Standort zu entscheiden, werden wir nicht unterstützen.

Es zeigt sich hier aber auch, dass es für den östlichen Teil der Kerngemeinde Weiterstadt und der Riedbahn in der Vergangenheit an einer kindgerechten weitsichtigen Standortpolitik für eine weitere Grundschule in Weiterstadt mangelte. Seit langem ist bekannt, dass die Carl-Ulrich-Schule aus allen Nähten platzt. Diese Versäumnisse dürfen nicht die Schulkinder und deren Eltern ausbaden müssen, indem Kinder eine Grundschule an einem denkbar schlechten Standort besuchen müssen.

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