Was ist los bei der Feuerwehr?
Feuerwehr Weiterstadt und ALW-GRÜNE Fraktion tauschen sich aus
„Katastrophale Zustände!“, „So geht das nicht weiter!“, „Wer weiß, ob das überhaupt fertig wird.“, diese und ähnliche Aussagen erreichten die Fraktion der ALW-GRÜNE auf unterschiedlichen Wegen. Das veranlasste die Fraktion, sich vor Ort ein Bild der Situation zu machen und mit den Verantwortlichen der Feuerwehr in Austausch zu treten. Ziel des Besuches war weniger den aktuellen Baufortschritt zu begutachten als die Situation zu erleben, wie die Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr derzeit untergebracht sind.
„Wenn ihr auf Toilette müsst, würde ich mal freundlich bei der Johanniter-Unfallhilfe nachfragen. Bei uns ist leider das Wasser abgestellt.“, war die Begrüßung des Stadtbrandinspektors Christopher Michna am vergangen Dienstagabend. Er, sein Stellvertreter Marcus Wiegand und der Wehrführer der Kernstadtwehr, Christian Weber, standen der Fraktion als Gesprächspartner zur Verfügung.
Die Sorgen und Nöte der Feuerwehr sind groß. „Der Bau ist ja nur ein Problem. Mindestens genauso groß ist das Personalproblem. Gerade tagsüber kommen immer weniger Kameradinnen und Kameraden zum Einsatz“, weiß Wiegand. Bei sehr vielen Einsätzen werden schon die Stadtteilwehren Schneppenhausen und Gräfenhausen mitalarmiert. Dies hilft aber nur im Gesamtpersonalbedarf. Die Eingreifzeit von zehn Minuten, wie sie das Hessische Brandschutzgesetz fordert, halten die Stadtteilwehren in der Kernstadt auch nicht ein.
Während des Gangs durch die einzelnen Bereiche wie Umkleidecontainer, Fahrzeugzelt und provisorischen Unterrichtsraum wird den Mitgliedern der Fraktion das Ausmaß der Probleme durch die mittlerweile seit vier Jahren stattfindenden Umbauarbeiten bewusst. Man läuft immer wieder auf Gehwegen und Verkehrsflächen, über Kabel, neben Schächten und dauernd müssen Türen aufgeschlossen werden. „Von den Unfallverhütungsvorschriften wollen wir lieber mal nicht reden. Stürze und Beinaheunfälle gab es bereits“, geben die Brandschützer zu.
Geplant war eine Sanierung des Bauhofs und der Feuerwehr im Bestand. Erste Kostenschätzungen beliefen sich damals auf 8 Millionen Euro. „Dass das hinten und vorne nicht reichen kann, war uns damals schon klar“, so Heinz-Ludwig Petri von ALW-Grüne. „Wir waren für einen Neubau“, ergänzt Dr. Barbara Pohl. Mittlerweile sind die Kosten auf über 13 Millionen Euro gestiegen. „Bis jetzt ist bei der Feuerwehr noch nicht viel passiert. Ein Großteil des Bauhofs ist saniert, die Werkstätten der Feuerwehr, in denen vornehmlich städtische Mitarbeiter die Geräte warten und pflegen, auch. Jetzt kommt der ehrenamtliche Bereich dran. „Die Angst, dass nun aufgrund der hohen Ausgaben die Gelder gestrichen werden, ist bei vielen Kameradinnen und Kameraden groß.“, beschreibt Wehrführer Weber die Gefühle der Feuerwehrleute. „Wenn ihr schaut, wir haben hier keine goldenen Wasserhähne. Das ist alles zweckmäßig und Stand der Technik.“
Im Gespräch erfährt die Fraktion, dass vor allem die Kommunikation mit der städtischen Verwaltung nicht immer einfach ist. Jeder hat viel zu tun, es ist nicht viel Zeit und dann müssen ja noch alle Informationen von der Feuerwehrführung an die Ehrenamtlichen weitergeleitet werden. Da kann es auch schon mal zu Missverständnissen kommen. “Wir sind aber allen ehrenamtlichen Kameradinnen und Kameraden dankbar für ihr Verständnis und dass sie diese schwierige Situation mit uns gemeinsam tragen,“ sagt Stadtbrandinspektor Michna.
Alle zwei Wochen findet eine Baubesprechung statt. Hier darf die Feuerwehrführung teilnehmen. Diese findet morgens um zehn Uhr statt. „Da müssen wir zwar alle arbeiten, einer von uns nimmt aber immer teil. Sonst fände ja gar kein Austausch statt.“, so die ehrenamtlichen Wehrleute. Täglich warten neue Überraschungen auf die Feuerwehr. Wiegand: „Wir sind es ja gewohnt mit besonderen Situationen umzugehen. Wir sind täglich hier und immer ist etwas anders. Wie heute – kein fließendes Wasser.“
Die Fraktion ALW-GRÜNE merkt an diesem Abend, dass viel Optimismus und Engagement bei der Feuerwehr vorhanden ist. Die Feuerwehrleute wollen ihren Dienst professionell verrichten. Das ist derzeit aber schwierig. „Jeder Verein hätte seine Aktivitäten unter solchen Umständen schon lange eingestellt“, vermutet Tim Sittig von ALW-GRÜNE, selbst Beamter bei einer Berufsfeuerwehr. „Was den Wehrleuten hier zugemutet wird, ist schon nicht ohne.“ Die Fraktion wird die Feuerwehr auf parlamentarischer Ebene unterstützen und bedankt sich sehr herzlich für den Austausch, der gerne bald wiederholt werden kann.
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